Geldmünzen und Geldscheine sind für die Menschen immer sehr wichtig gewesen. Sie symbolisieren das Ergebnis ihrer Arbeit und ihres Erfolgs. Geld zeigt sozusagen zu einem großen Teil an, was der Mensch ist und hat. Doch Geldstücke und Geldscheine sind auch noch viel mehr. Für den Historiker sind sie wertvolle Quellen, weil sie z.B. zeigen, wie Menschen das Land, in dem sie leben, darstellen. Was dem Herausgeber des Geldes also wichtig war, das ließ er auch auf die Münzen prägen. Ich möchte dir nachfolgend zeigen, wie man Geld historisch untersuchen kann.
1. Teile und Elemente von Münzen und Geldscheinen
Münzen
Münzen haben drei wesentliche Teile: die Vorder- und die Rückseite sowie den Münzrand. Vorder- und Rückseite sind die wesentlichen Schauflächen und meistens rund ausgeformt. Sie enthalten Wertangaben (z.B.: 5 Euro, 10 Dollar) sowie Herkunfts- und Hoheitsangaben (z.B. Wappen, Herrscherporträts, Landesbezeichnungen).Der Münzrand hingegen bildet einen deutlich erkennbaren Abschluss der Münze. Er ist auf der Oberfläche oftmals geriffelt oder gekerbt, mit Symbolen versehen oder beschriftet.
Geldscheine
Geldscheine sind dir wahrscheinlich sehr bekannt. Sie bestimmen unser heutiges Leben sicher mehr als Münzen. Korrekt werden sie 'Banknoten' genannt. Die ersten bekannten Banknoten der Welt wurden bereits im 10. Jahrhundert in China eingesetzt. Bis in die Gegenwart hinein wurden Banknoten jedoch als weniger sicheres Geld angesehen. Sie waren daher meistens Anrechtscheine, die dem Besitzer versicherten, dass er den aufgedruckten Wert in Münzen umtauschen kann. Die Sicherheit des Geldes lag also im Gehalt an Edelmetall das sich in der Legierung (Mischung mehrerer Metalle) einer Münze befindet.
Geldscheine haben eine bedruckte Vorder- und eine Rückseite. Um sie sicherer gegen Fälschungen zu machen, wurden und werden sie – neben den auch auf Münzen zu findenden Wert-, Herkunfts- und Hoheitsangaben – mit besonderen Sicherheitsmerkmalen versehen.
Darstellung 1
Geldscheinnummern Jeder Geldschein hat eine eigene Nummer und kann damit von der Bank überprüft werden.
Siegel der Bank/des Landes
Präge- oder Wasserzeichen im Papier
Linienornamente (frz. Guilloche = Begriff für Gravierwerkzeug) Diese sind so ineinander verwoben und gleichmäßig angelegt, dass sie nur schwer gefälscht werden können.
Hinweis auf Strafen bei Fälschungen zur Abschreckung Beispiel: „Wer Darlehenskassenscheine nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft.“ (Banknote der deutschen Reichsbank, 1914)
2. Wie sehen Münzen und Geldscheine aus? Untersuchung der Oberflächenstruktur
Um Geldstücke oder -scheine angemessen zu untersuchen, muss man folgende Untersuchungsschritte ausführen:
Methode 1
Durchmesser, Dicke und Gewicht der Münze / Länge und Breite des Geldscheins feststellen
Jahreszahl der Herstellung und Wertangabe feststellen
Jahreszahlen auf den Münzen und Geldscheinen
Zahlangaben zum Wert, z.B. 2 Mark, 10 Euro, 10 Taler
Währung (Name des Geldes: z.B. Euro, Franc, Mark, Taler)
Informationen zu Material und Verarbeitung gewinnen
Farbe des Metalls/Papiers; z.B. kann man am Aussehen sehr oft ein bestimmtes Material erkennen:
braun-grünlich: Kupfer,
matt-grau und weich: Zink,
hellgelb bis hellbraun und glänzend: Messing,
silbrighell und glänzend: Nickel,
silbrighell, weich und leicht: Aluminium.
Verarbeitung und aktueller Zustand des Materials, z.B. Prägungen, Stanzungen, polierter oder zerkratzter Zustand
Feststellen, wo und von wem das Geld geprägt wurde; achte dabei v.a. auf:
Wappen,
landestypische Abbildungen,
Herrscherporträts,
Münzstätten (Oftmals wird der Ort der Münzprägung z.B. mit Buchstaben benannt ['A' oder 'B']. Diese Kürzel kann man in einem numismatischen Handbuch nachschlagen und damit den Ort der Herstellung des Geldes herausfinden.).
Informationen über die (Fund-)Geschichte des Geldes bzw. über dessen Besitzer recherchieren (Siehe dazu Methode 2.)
Angaben interpretieren
Wer hatte das Recht, Geld prägen zu lassen?
Welche Münzstätte/Druckerei hat es hergestellt?
Wo ist/war das Geld gültig?
Was sagt das Geld über das Leben in seiner Zeit aus?
Numismatik: Münzkunde
3. Welche Botschaften transportieren Geldmünzen und -scheine? Untersuchung der Tiefenstruktur
Alle Elemente, die du auf Münzen und Geldscheinen finden kannst, lassen sich zusammenführen. Dadurch verbindest du deine Informationen mit jener Zeit/Epoche, in der dieses Geld als Zahlungsmittel eingesetzt wurde. Daher musst du zunächst Informationen über diese Zeit/Epoche bekommen. Verwende dazu dein mBook und nutze auch weiteres Wissen in Nachschlagewerken, Lexika usw.
Methode 2
Geld sagt etwas über:
die politischen Umstände des Lebens der Menschen
Wer regierte?
In welcher Staatsform lebten die Menschen?
Konnten die Menschen über die öffentlichen Angelegenheiten mitbestimmen, oder wurden sie unterdrückt?
die wirtschaftlichen Umstände des Lebens der Menschen
Wie erwirtschafteten die Menschen ihr Einkommen (Förderung von Bodenschätzen, Herstellung besonderer Produkte usw.)?
Welchen Einfluss hatten Handwerker und Kaufleute auf die Wirtschaft der Region?
Woher bezogen die Herrschenden/Regierenden ihren Wohlstand?
die landschaftlichen Gegebenheiten
Welche Landschaft prägte die Region, in der das Geld hergestellt wurde (hohe Berge, große Flüsse, Waldgebiete etc.)?
Herrschte zur Zeit der Geldherstellung und -verteilung Krieg oder Frieden?
Merke 1
Das Wissen über die Münze/den Geldschein gestattet dir nun in Verbindung mit den Erkenntnissen über die Zeit, in der das Geld verwendet wurde, Aussagen über:
die Bedeutung des Geldes im Warenverkehr jener Zeit,
die Stärke und Leistungsfähigkeit der Herrschenden/der Regierung,
die Meinung, die der Herrscher oder die Regierung von sich selbst hatte,
die grundsätzlichen Werte und Prägungen des Menschen, die in einer bestimmten Region lebten,
das Ausmaß an Vertrauen, das die Menschen dem Geld entgegenbrachten,