3.5 Kleider machen Leute?

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Was sagt meine Kleidung über mich aus?

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3.5 Kleider machen Leute?

Im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte bekomme ich spontan die Möglichkeit, auf Zeitreise zu gehen. In der Sammlung gibt es einen großen Fundus an Originalkleidung, aus dem ich mich bedienen und in eine Russlanddeutsche verwandeln darf. Was haben die Deutschen, die vor über 250 Jahren nach Russland ausgewandert sind, wohl angehabt? Haben sie ihre eigenen regionalen Trachten mitgenommen oder eher versucht, sich unauffällig an ihre neuen Nachbarn anzupassen? Und was zieht man überhaupt an, wenn es im Winter -25° kalt und im Sommer 35° warm wird? Die verschiedenen Outfits aus unterschiedlichen Zeiten faszinieren mich. Ich entdecke neue Muster und Farbenkombinationen, die Stoffe fühlen sich anders an. Aber schnell vermisse ich die Hosen, die ich sonst immer trage. Stimmt es also doch nicht, was man gemeinhin sagt: „Kleider machen Leute?!“

1. Kleidung erfüllt einen Zweck

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Galerie: Sinn und Zweck von Kleidung

Offensichtlich: Für eine Bergbesteigung benötigt man die richtige Kleidung.

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Galerie: Sinn und Zweck von Kleidung

Wind und Sonne: Die Tuareg haben ihre Kleidung an die Wetterverhältnisse in den Wüsten Nordafrikas optimal angepasst.

Von der komplett verschleiernden Burka bis zum Bikini haben sich Menschen die unterschiedlichsten Bekleidungsstücke ausgedacht. Grundlegend waren dafür natürlich die verschiedenen Materialien, die ihnen zur Verfügung standen und das jeweilige Klima, in dem sie getragen werden. Schließlich schützt Kleidung vor Kälte und dem Erfrieren ebenso wie vor Hitze und einem Sonnenbrand.

Außerdem kann das Getragene auch sehr nützlich sein, zum Beispiel eine Schürze mit vielen großen Taschen, dicke Stiefel mit einem hohen Schaft oder eine auffällige Jacke, damit man im Dunkeln gut gesehen werden kann.

Quelle 1

Der Dichter Heinrich Heine (1797-1856) über Mensch und Kleidung

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.

Aufgabe 1

Gruppenversuch

1. Eine bis drei Personen verlassen kurzzeitig den Raum.

2. In der übrigen Gruppe tauschen alle ein paar Kleidungsstücke miteinander. Motto: Nicht zu offensichtlich.

3. Die Personen von draußen werden einzeln hereingerufen. Sie sollen nun schildern, welche 'Unstimmigkeiten' an den Gruppenmitgliedern ihnen auffallen.

4. Diskutiert in einem abschließenden Gruppengespräch folgende Frage: Steckt hinter Kleidung vielleicht mehr, als man denkt?

2. Leute machen Kleider – machen Kleider Leute?

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Die Haute Couture: Mode als Kunstform und Luxusware.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Trainingshosen und Trikots sind auf die Bedürfnissen von Sportlern ausgerichtet, werden aber auch genutzt, um die Unterstützung eines bestimmten Teams zu verdeutlichen. Zudem kann Sportbekleidung ein Prestigeobjekt sein, handelt es sich doch oft um teure Marken.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Durch seine Kleidung kann der Träger ausdrücken, wer er ist und welchen Stand er in der Gesellschaft hat. Das Bild zeigt den britischen Premierminister Winston Churchill im Anzug mit klassischem Homburg-Hut, Fliege und Einstecktüchlein. Diese Kleidung ist ein typisches Beispiel für vornehme Herrenmode der 1940er und 1950er Jahre.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Durch Trauerkleidung drückt der Träger seine Stimmung aus und signalisiert Solidarität und Anteilnahme mit den nächsten Angehörigen. Bei uns ist schwarze Trauerkleidung üblich, in Asien weiße. Hier siehst du viele bedeutende Persönlichkeiten, wie den ehemaligen Präsidenten der USA und die Königin Belgiens bei der Trauerfeier für den 2005 verstorbenen Papst Johannes Paul II. Welche besondere Kleidung fällt dir bei den Abgebildeten noch auf?

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Religiöse Kleidung zum jüdischen Morgengebet: runde Mütze (Kippa), Gebetriemen um Arm und Stirn (Tefillin) und Gebetsmantel (Tallit). So erfüllt Kleidung einen rituellen Zweck.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Religiöse Kleidervorschriften für die Verhüllung der Haare finden sich in allen drei großen Weltreligionen.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Cholas nennt man Frauen indigener Abstammung in Peru und Bolivien, die sowohl indigene Traditionen pflegen, als auch in der städtischen Gesellschaft leben. Ihre mittlerweile traditionelle Kleidung setzt sich aus unterschiedlichen Elementen zusammen. Sie tragen zum Beispiel den ursprünglich britischen Bowler-Hut.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Im Strafvollzug kennzeichnet die einheitliche Kleidung den Häftling und nimmt ihm zusätzlich die Freiheit des persönlichen Ausdrucks durch individuelle Kleiderwahl.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Viele Berufsgruppen, wie Köche, Ärzte oder Schornsteinfeger haben ihre eigene Arbeitsbekleidung, die optimal an die täglichen Anforderungen angepasst ist und ihre Träger außerdem identifiziert.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Die Amtstracht von Richtern und Anwälten wird als Robe bezeichnet. Sie zeichnet ihren Träger als Vertreter des Rechts und der öffentlichen Ordnung aus.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Warnwesten stellen durch ihre leuchtenden Neon-Farben und Reflektoren sicher, dass der Träger gut zu sehen ist.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Schreiner und andere zünftige Handwerker lehnen ihre Arbeitskleidung an historische Vorbilder an, wenn sie auf die Wanderschaft gehen.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

Die Mitglieder der Pfadfinder-Jugendorganisation erkennen sich weltweit an ihrer Kluft, die zudem alle Kinder gleich aussehen lässt, egal ob sie beispielsweise reiche oder arme Eltern haben.

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Galerie: Kleidung 'spricht'

In einigen Gegenkulturen ist provokante oder offensichtlich kaputte Kleidung ein Zeichen, sich von der restlichen Mehrheitsgesellschaft abzusetzen, aber auch um politische Aussagen zu transportieren.

Die extremen Gegenbeispiele Burka und Bikini deuten es bereits an: Was man anzieht, sagt auch etwas über die eigene Identität aus. Kleidung ist wie eine Sammlung von Zeichen. Sie ist wie eine Sprache aus Bildern, die man am eigenen Körper trägt. Welche Fußballmannschaft ich unterstütze oder welche Musikgruppe ich gerne höre, kann ich durch ein Trikot oder T-Shirt zeigen. Aber auch Religion, Herkunft, Familienstand oder sozialer Status lassen sich über die Kleidung mitteilen.

Kleidung kann Identität verkörpern und, wie im Falle vieler Russlanddeutscher, ein Stück Erinnerung an die verlorene Heimat sein. Etwas, dass man nicht bereit ist aufzugeben. Außerdem ist jeder Mensch die herkömmliche Kleidung seiner Umgebung gewöhnt. Sie fühlt sich vertraut an. Neue oder fremde Mode verändert auch ihren Träger. Man muss diese neuen Zeichen daher regelrecht entschlüsseln und dazu baucht man Spezialwissen: Zum Beispiel können Mitteleuropäer nur anhand der Kleidung meistens keine sicheren Aussagen über den sozialen Stand von Personen in Lateinamerika oder Zentralasien treffen, wenn es diese traditionelle Kleidung tragen.

Aufgabe 2

Was zieh' ich an? Und warum?

1. Untersuche die Galerie „Kleidung spricht'“. Notiere anhand der Bilder mindestens zehn unterschiedliche Funktionen von Kleidung.

2. Vergleiche die gefundenen Funktionen von Kleidung miteinander in einer Partnerarbeit.

3. Findet übergeordnete Gruppen für diese Funktionen.

3. Was trugen die Russlanddeutschen?

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

Mennonitisches Paar aus dem Wolgagebiet (1854). Er trägt die Kleidung eines Mannes zu dieser Zeit, sie eine Haube, die ihr Haar verbirgt.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

Einige Familien brachten die ursprünglichen Festtagstrachten aus ihrer deutschen Heimatregion mit, pflegten sie und reichten sie von Generation zu Generation weiter. Die hier zu sehende Familie, einige Mitglieder sind bereits in Russland geboren, trägt eine Tracht aus Baden-Württemberg.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

Dieses Foto zeigt die Abschlussklasse eines pädagogischen Instituts für Lehrerausbildung. Wie auch in Deutschland, wurden etwa ab den 1920er Jahren die Rocklängen kürzer.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

In Zeiten von Krieg und Verfolgung mangelte es an allem. In Arbeitslagern fertigten die dort internierten Russlanddeutschen behelfsmäßige Schuhe aus Bast und Birkenrinde, die notdürftig vor der Kälte schützten.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

In Lagern oder an den Fronten mussten viele Menschen wärmende und robuste Kleidung tragen, wie zum Beispiel Wattejacken und Stiefel. Diese Kleidung war keine Mode, weil sie einen individuellen Ausdruck gerade verhinderte und ihre Träger uniformierte. Menschen waren in der sowjetischen Diktatur oftmals gezwungen, in einer Arbeitskluft zu leben.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

Dieses Familienfoto aus dem Jahr 1946 zeigt übliche, aber einfachere Männer- und Frauenkleidung der Zeit.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

Die abgebildeten Frauen tragen gemusterte, farbige Blusen und darüber Schürzen, die von der Grundform her an einen Sarafan erinnern. Die Schlichtheit der Kleidung ist auch eine Folge der stalinistischen Mangelwirtschaft. In der Zeit des Kommunismus war es oftmals nicht möglich, die traditionelle Mode zu gestalten oder sie weiterzuentwickeln. Vielfältige Stoffe und andere Materialien waren nicht zu erwerben.

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Galerie: Kleidung im Verlauf der Zeit und unter bestimmten Lebensumständen

Mode hat sich immer im Wandel der Zeit mitverändert und dem gängigen Geschmack angepasst. Dieses Foto entstand im Jahr 1962.

Anfangs ähnelt sich die Mode

Die Kleidung der nach Russland ausgewanderten Deutschen unterschied sich zunächst nicht besonders von der ihrer Landsleute in Deutschland. Üblich war der Besitz von Alltagskleidung und Sonntagskleidung, die für besondere Anlässe reserviert war. Die meisten Auswanderer waren Protestanten und verließen aufgrund von religiösen Verfolgungen ihre alte Heimat. Die protestantischen Kirchen hatten traditionell Gefallen an Schlichtheit und Einfachheit – Prunk und (Kirchen-)Schmuck hatten sie an der katholischen Kirche katholischen Kirche stets kritisiert. Der protestantische Ethos schlug sich daher in der Kleidung der Russlanddeutschen nieder. Auch sie hatte schmucklos und einfach zu sein.

Aufgabe 3

ANZIEHEND? – Fragen zur Mode

1. Beschreibe die Auswahl der Kleidung der Russlanddeutschen.

2. Würdest du die Kleidung selbst tragen und zu welchem Anlass? Begründe deine Antwort.

3. Vergleiche die heutige Kleidung mit den historischen Kleidungsstücken der Russlanddeutschen. Nenne Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Nutze dabei in der Galerie „Kommt 'Mode' von 'modern'?“ auch die Bilder, auf denen die Alltagskleidung der Autoren dieses Kapitels gezeigt wird.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Dieses lange Kleid mit Spitzenkragen, Schürze, Manschettenärmeln und Haube stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde als Sonntags- und Festkleidung getragen. Hochgeschlossen und in dunklen Farben repräsentiert es die religiösen Werte von Bescheidenheit und Tugend.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Michael wäre als Russlanddeutscher im 20. Jahrhundert wohl mit einer Pelzmütze, doppelt gefütterten Hosen und Stiefeln sowie den bekannten Fufaika-Jacken ausgestattet gewesen: praktisch und schützend. Beim Foto-Shooting im Februar wurde ihm darin richtig warm.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Eine Schürze ist vor allem in der Hausarbeit ein praktisches Kleidungsstück: Man kann Dinge schnell in den Taschen verstauen und daran seine Finger saubermachen, ohne hinterher das gesamte Kleid ausziehen und waschen zu müssen. Schulter- oder Kopftücher waren früher üblicher Bestandteil von Frauenkleidung und sind in vielen Trachten beibehalten worden. Sie schützen nicht nur zusätzlich vor Kälte, sondern können die Haare bedecken, beispielsweise bei einem Kirchgang.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Ein Hemd mit Pullunder oder Strickpullover lässt einen Mann bereits 'ordentlich gekleidet' aussehen. Eine Stoffhose mit Bügelfalten verstärkt diesen Eindruck. Diese Originalkleidung wurde ungefähr in den 1980er Jahren getragen.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Während sich andernorts internationale Modeketten etablierten, war die Auswahl an Waren und Gütern in der Sowjetunion beschränkt. Viele Frauen schneiderten daher selber Kleidung, zum Beispiel dieses Blümchenkleid. Vor der Auswanderung nach Deutschland wurden Kleidungsstücke oft neu gefertigt, um gut gekleidet im neuen Land anzukommen. Später wurden diese dann zu Erinnerungsstücken.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Hättest du ihn erkannt? Unser Autor in seiner Alltagskleidung.

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Galerie: Kommt 'Mode' von 'modern'?

Mittlerweile sind die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenkleidung geringer geworden: beide Autoren tragen Hosen und lange Haare. Moderne Fleece- und Kunstfaserstoffe schützen uns heute vor der Kälte.

Mode geht nicht immer mit der Zeit

Weil es die politische Situation in der Sowjetunion nicht zuließ, bildeten sich kaum Subgruppen und Gegenkulturen, die sich vom Mainstream auch über Kleidung absetzten konnten, wie in der Bundesrepublik beispielsweise die Popper, Hippies oder Punker. Außerdem standen den Menschen nur begrenzt Materialien zur Verfügung. Mode blieb also vor allem praktisch und auch weitestgehend einheitlich. Stattdessen nähten viele Frauen die Kleidung für die gesamte Familie selbst.

Viele Russlanddeutsche nahmen ihre gesamte Kleidung mit, als sie nach Deutschland aussiedelten und hüteten sie lange wie Schätze. Schließlich wurden die einzelnen Kleidungsstücke zu Erinnerungen an eine prägende Zeit, ein vergangenes Leben, das sich so nie wieder zurückbringen ließ. In Deutschland allerdings fielen die Spätaussiedler durch ihre andersartigen Kleidungsgewohnheiten auf und unterschieden sich von den Einheimischen.

Vertiefung 1

Trachten

Trachten bezeichnen traditionelle Kleidungsstücke einer bestimmten Volksgruppe, Region oder eines sozialen Standes. Auch einzelne Berufsgruppen können eine typische Kleiderordnung haben, wie die Zunfttracht der walzenden Handwerker (siehe die Bildergalerie „Kleidung spricht“).

Trachten werden oft mit Rückständigkeit und Bauerntum in Verbindung gebracht. Auch wenn diese Einstellung gegenüber Trachten nicht richtig ist, sind sie weltweit auf dem Rückzug. Die Ursache dafür ist sicher auch, dass heute oftmals pflegeleichtere und preiswerte Materialien für die Bekleidung zur Verfügung stehen.
Als gegenläufiger Trend lässt sich jedoch die Entwicklung einer Trachtenmode beobachten: In Deutschland tragen junge Leute zu besonderen Gelegenheiten zum Beispiel wieder Dirndl und Lederhosen. Historische Genauigkeit ist dabei nachrangig, zumal Mode sich immer im Wandel befindet. Die Orientierungsfunktion bestimmter Kleidungsstücke steht bei den heutigen Trägern offenbar im Vordergrund: Durch Tracht drückt der Träger seine Herkunft und Identität in einer sich ständig wandelnden Welt aus.

Johanna Horst, Institut für digitales Lernen

Aufgabe 4

Bereitet ein Streitgespräch vor.

Teilt euch dazu in zwei Gruppen auf und bestimmt einen oder zwei Moderatoren.

Jede Gruppe bekommt eine der folgenden Positionen zugeteilt und Zeit um Argumente zu sammeln

  • Schüler sollten sich kleiden können, wie sie wollen. Ob besonders freizügig oder besonders fromm: Religionsfreiheit und Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit machen es möglich.
  • Schüler sollten sich an Regeln halten, bauchfreie Oberteile lenken ab, Kopftücher verhindern die Integration und extreme oder fremde Kleidungsstile sorgen nur für Gruppenbildung.

Diskutiert nun miteinander. Die Moderatoren halten die wichtigsten Punkte für alle sichtbar fest.